Die Gerüstbauer hatten schwer zu schleppen. Und mussten dabei doch sehr behutsam sein. Denn es galt, sperrige Stangen und klobige Bohlen ins UNESCO-Welterbe Bremer Rathaus zu bugsieren. Und zwar in den schönsten und repräsentativsten Saal der Hansestadt: Die Obere Halle, einst von dem Schriftsteller Rudolf Alexander Schröder als „Heiligtum bremischen Bürgerstolzes“ gewürdigt.
Dort, vor dem Fresko an der Nordwand, richteten die Mitarbeiter des hiesigen Fachbetriebs Bädecker im Auftrag von Immobilien Bremen ein Gerüst auf, das in den kommenden Wochen den Arbeitsplatz des Diplom-Restaurators Marko Götz aus Hamburg bilden wird. Der Spezialist für Malereien auf historischen Wandputzflächen steht vor der heiklen Aufgabe, ein weiteres Teilstück des 6,55 Meter breiten und ca. 5 Meter hohen Wandbildes zu restaurieren, das seit 1532 von der Gründung Bremens um das Jahr 780 erzählt.
Das riesige, dem niederländischen Maler Bartholomäus Bruyn d.Ä. zugeschriebene Gemälde wird seit 2018 in Etappen saniert. Los ging es mit dem Schriftfeld unterhalb der Darstellung, die Kaiser Karl den Großen und Bischof Willehad zeigt, die den Bremer Dom halten. Götz nahm sich die Texttafeln unter dem Bild, die auf die bremische Historie eingehen, Buchstabe für Buchstabe vor, besserte aus, frischte das Schriftbild auf. Eine „ziemlich mühselige Angelegenheit“ sei das gewesen, die ein Jahr in Anspruch genommen habe, erinnert er sich.
Im zweiten Schritt der Maßnahme, die das Bestandsmanagement von Immobilien Bremen in enger Abstimmung mit der Senatskanzlei und der Landesdenkmalpflege realisiert, begannen im vergangenen Oktober Arbeiten am unteren Teil des Freskos, die im Januar abgeschlossen wurden. Dabei widmete sich Götz vor allem den beiden Figuren und besserte unter anderem aufgetretene Risse aus. Und nun werde er sich abschließend mit den Himmelsflächen befassen und die Übergänge angleichen, die insbesondere oberhalb des Doms das Gesamtbild stören.
Rund acht Wochen, so schätzt Marko Götz, werde es dauern, bis seine anspruchsvolle Aufgabe abgeschlossen ist. Doch auch danach wird der Hamburger häufig im Bremer Rathaus anzutreffen sein. Denn im Herbst steht eine nicht minder schwierige Arbeit auf seinem Plan: Die Restaurierung des zweiten XXXL-Wandbildes in der Oberen Halle, des ebenfalls dem niederrheinischen Meister Bruyn zugeschriebenen Gemäldes „Salomons Urteil“.